Warum sich CEOs neu erfinden müssen - DierkeHouben
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Bis hierher – und wie weiter? Warum Sie sich als CEO neu erfinden müssen … und nicht nur als CEO!

Schon vor Jahren zeigte die McKinsey-Studie „Ascending to the C-Suite“ Zahlen, die einen stutzig machen: 61 Prozent der befragten CEOs gaben an, rückblickend gesehen hätten sie sich nicht intensiv genug auf diese neue Rolle vorbereitet. Wohlgemerkt: Damit war nicht gemeint, dass sie sich nicht genug mit dem neuen Aufgabenfeld auseinandersetzt, sondern dass sie IHR SELBST nicht ausreichend auf die neue Rolle vorbereitet hätten. Zu wenig Zeit auf Selbstreflexion verwendet hätten, bevor sie zum ersten Mal eine Position als CEO antraten.

Über die Hälfte der Führungskräfte empfanden sich also als nicht wirklich vorbereitet, als sie CEO wurden. Wir finden das besorgniserregend. Was läuft da schief?

CEO: Nur eine Stufe mehr auf Karriereleiter?

Wer als COO oder CFO erfolgreich war, der sollte doch genügend Erfahrung und Kompetenz mitbringen, also eigentlich alles, um auch als CEO erfolgreich zu sein – so ein verbreiteter Gedanke. Vielleicht denken auch Sie: „Solide Führungsarbeit mit dem Handwerkszeug, das ich mir in vielen Jahren erfolgreichen Führens erarbeitet haben, das hat mich bis hierher gebracht. Das zeichnet mich aus und damit kann ich auch die Rolle des CEO ausfüllen. Ich habe alles, was ich brauche – weiterentwickeln muss ich mich nicht.“

Nur ein weiterer, folgerichtiger Karriereschritt. Nicht mehr.

Jedenfalls kein Grund, sich selbst neu zu erfinden. Im Gegenteil, so vielleicht auch Ihre Überlegung, Sie wären ja nicht bis zu diesem Punkt gekommen, wenn Sie nicht alles richtig gemacht hätten, wenn Ihre Persönlichkeit, Ihr Mindset Sie nicht für diese Rolle prädestinieren würde: Die Frage ist berechtigt: „Warum sollte ich meine Art zu arbeiten, meine Persönlichkeit umkrempeln, bloss weil ich jetzt CEO bin?“

Dieser Gedanke hat etwas Bodenständiges, Authentisches, Sympathisches. Aber stimmt er? Ist der Schritt zum CEO wirklich nur eine ganz normale Stufe auf der Karriereleiter?

Die Tücken der Erfolgs-Falle

Wer so denkt, dessen Selbstbild müssen wir erschüttern. Dan Gilbert, Psychologe aus Harvard, nennt dieses Selbstbild die „End-of-History-Illusion“: Menschen glauben, zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich gerade befinden, am Ende ihrer persönlichen Entwicklungsgeschichte angekommen zu sein. Sie glauben, dass ihre Identität von nun an unveränderlich feststeht – und feststehen soll. 

Doch gerade in der Druckkammer des Top Managements gibt es für jede Führungskraft ein herausragendes, kritisches Risiko: die Erfolgs-Falle. Die Erfolgs-Falle besteht darin, dass wir als Menschen die Tendenz haben, nach erprobten Routinen zu entscheiden und zu handeln, die uns in der Vergangenheit erfolgreich gemacht haben. Und genau dieses dominierende Vergangenheits-Ego verhindert gerade an der Unternehmensspitze, dass Sie sich selbst in Frage stellen und offen sind, neue Denk- und Verhaltensmuster zu entwickeln. 

Viele CEOs erkennen genau diese Herausforderung tatsächlich zunehmend an: Laut einer aktuellen CEO-Studie der Personalberatung Egon Zehnder sprechen 80% der befragten CEOs von einer dualen Reise: Wachstum im Geschäft erfordere immer auch ihr ganz persönliches Wachstum. „Wenn ich mein Unternehmen erfolgreich transformieren will, muss ich mich selbst transformieren“, so das durchgängige Credo. Die CEOs erkennen, dass sie nicht mehr im System arbeiten müssen, um langfristig erfolgreich zu sein – sondern am System… und dafür an sich selbst. „Man kann nicht erwarten, dass sich alles ändert, während man derselbe bleibt. Führung erfordert persönliche Entwicklung“, so einer der CEOs. 

Sie sind nicht am Ende Ihrer Entwicklung

Genau dieses Selbstbild ist für CEOs in diesen komplexen Zeiten entscheidend. Denn jeder kann zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben lernen und sich neu erfinden in seiner neuen Rolle. „Forms of Mind“ nennt das Robert Kegan, ebenfalls von Harvard. Er unterscheidet vier Entwicklungsstufen der Identität. Und die höchste Stufe, so Kegan, ist das „Self-Transforming Mind“. In diesem Stadium begreifen Menschen Weiterentwicklung als ihren eigentlichen Wesenskern. Sie suchen und wertschätzen genau die Situationen, die sie in Frage stellen, die sie zwingen, über sich selbst nachzudenken – um sich weiter zu entwickeln. 

Schon vor vielen Jahren formulierte der wohl bekannteste US-Coach Marshall Goldsmith die Erkenntnis: „Was Sie hierher gebracht hat, bringt Sie nicht weiter!“ Auf diese Einsicht kommt es an!

Wenn Sie einen grossen Karriereschritt erfolgreich meistern wollen, müssen Sie bereit sein, sich neu zu erfinden. Und für den Sprung zum CEO gilt das umso mehr. Die Frage ist, mit welcher Einstellung gehen sie ran… mit einem Selbstbild der „End-of-History-Illusion“ oder mit einer Haltung des „Self-Transforming Mind“. Denn genau das ist entscheidend für Ihren Erfolg. Nur so können Sie sich und Ihr Unternehmen in die Zukunft führen.

Haben Sie Lust auf mehr zu diesem Thema? Dann hören Sie doch mal in unsere Podcast-Folge „Der CEO und die Wachstumsschmerzen“ rein. Dort werfen wir einen kritischen Blick auf dieses Thema am Beispiel des SAP-CEOs Christian Klein:

Anke Houben & Kai Dierke

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