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Ihre Hirn-Körper-Achse: Selbstfürsorge als Fundament souveräner Führung

„In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“ – diese alte Weisheit kennen wir alle. Und gerade wenn der Stresspegel steigt, wenn die Verantwortung in Krisen wächst, spüren wir nicht nur eine mentale Anspannung. Wir haben Rückenschmerzen, Druck in den Schultern, Muskelschmerzen und und und … Unser Körper sendet uns ganz klare Signale. Doch was tun wir?

Wir wissen es von uns selbst: Wir sind Meister darin, solche Signale wegzudrücken oder herunterzuspielen – nach dem Motto: „Da muss ich jetzt durch, das wird schon wieder weggehen!“

Wir glauben, wir müssen dies tun, weil wir meinen, Stärke zeigen zu müssen: Willensstärke („Ich lasse mich doch nicht unterkriegen!“), Führungsstärke. Geht Ihnen das auch so? 

Das Verrückte ist: Wir alle spüren, wir sind nicht in unserer Kraft und machen trotzdem weiter … und gefährden dadurch das Fundament eines gesunden Lebens und souveräner Führung.

Was Ihr Gehirn braucht …

Warum handeln die meisten von uns so, dass sie alarmierende Signale ihres Körpers aus ihrem Sichtfeld drücken? 

Weil viele von uns die Kraft des eigenen Gehirns überschätzen (durchaus also eine Form des Mythos des rationalen Managers).

Wir denken, dass unser Gehirn alles hat, was es braucht, um seine Arbeit gut zu machen – und erwarten, dass es mit allem zurechtkommt, was auf es zukommt.

Doch genau das stimmt nicht: Unser Gehirn ist nicht für die moderne Welt konstruiert. Unsere überkomplexe, stressige Zeit versetzt unser Gehirn in eine permanente Überforderung – ob wir das nun anerkennen oder nicht. Unser Gehirn braucht Unterstützung und Fürsorge, um in dieser Welt der Polykrisen und Daueranspannung gut zurecht zu kommen.

Ihr Gehirn braucht Ihre Fürsorge – und das heisst eben auch zu erkennen, dass Ihr Gehirn und Ihr Körper nicht getrennte Welten sind. Die alte Weisheit des „Mens sana in corpore sano“ hat also gerade heute Gewicht, wie uns die moderne Neurowissenschaft aufklärt.

Und damit sind wir bei der Selbstfürsorge …

Ihre Selbstfürsorge für souveräne Führung

Die enge Wechselwirkung zwischen Ihrem Gehirn und Ihrem Körper nennt die Neurowissenschaft die Hirn-Körper-Achse. 

Wenn wir also unserem Körper etwas Gutes tun, tun wir auch unserem Geist, unserem Gehirn etwas Gutes. Indem wir für unseren Körper Sorge tragen, tragen wir auch für unser Gehirn Sorge. Wenn wir gut schlafen, ausgewogen essen und genug trinken, Sport treiben oder Meditieren hat das nicht nur Auswirkungen auf unser körperliches Wohlbefinden und unsere körperliche Leistungsfähigkeit – sondern auch auf die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns: unsere Fähigkeit, rational, lösungsorientiert zu denken, Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu managen, unser Verhalten also im positiven Sinne zu steuern.

Aber Gleiches gilt leider auch im Negativen. 

Selbstfürsorge bedeutet also, über die Geist-Körper-Achse einen „virtuous circle“ – also eine Positiv-Spirale der Selbstverstärkung – in Gang zu setzen und jeden „vicious circle“ – eine Negativ-Spirale – zu verhindern oder zu unterbrechen.

Einer unserer Lieblingssätze stammt von Seneca, und wenn Sie unsere Blogs regelmässig lesen oder unsere Podcasts hören, wird Ihnen der Satz bekannt vorkommen: „Habe dich selbst im Blick, sei dir nicht egal.“ Selbstfürsorge bedeutet in diesem Sinn: Fangen Sie an, sich für Ihr Selbst zu interessieren, nehmen Sie sich selbst wahr, pflegen Sie dieses Selbst, sorgen Sie für sich selbst.

Erste Schritte in die Selbstfürsorge …

Selbstfürsorge ist entscheidend für unser optimales Funktionieren und für unser Wohlbefinden – geistig und körperlich. Und eben auch entscheidend, um souverän zu führen, unserer Verantwortung wirklich gerecht zu werden.

Die gute Nachricht ist: Wir können unglaublich viel tun, um unsere Geist-Körper-Achse in ein optimales Zusammenwirken zu bringen. Und wie wir es am eigenen Leib und Hirn erfahren: Eigentlich ist es geradezu absurd einfach. Wir können in unsere Lebensweise und unseren Alltag bewusst kleine Routinen einbauen, um unser Gehirn in bester physischer Verfassung halten.

Wir selbst haben uns eine Eselsbrücke gebaut, um uns immer wieder an Routinen zu erinnern, die unseren Körper und damit auch unseren Geist stärken: S.O.R.G.E. Das bedeutet: S=Sauerstoff (oxygenate); O=Ordnung (declutter); R=Ruhe (rest); G=Getränk (hydrate); E=Essen, richtig (energize).

Kleine Routinen in diesen 5 Dimensionen sind entscheidend. Um es mit den Worten des grossen deutschen Historikers Sebastian Haffner zu sagen: „Nur in der täglichen Routine ist Sicherheit und Weiterbestehen. Gleich daneben fängt der Dschungel an.“

Wenn Sie dort tiefer eintauchen möchten, hören Sie doch mal in unsere Podcast-Folge „Selbstfürsorge – echt jetzt? GANZ GENAU!“ rein.

Wichtig sind dafür Geduld, Experimentierfreude und Disziplin. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Freude dabei! 

Anke Houben & Kai Dierke

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Thomas Cordes
    12. Februar 2024 9:26

    sehr wertvoler Impuls, danke. Liebe Grüße Thomas Cordes

    Antworten
  • Wieder mal mit ganz wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht .
    Manchmal braucht es nicht viel und muss nicht kompliziert sein.
    Danke fürs erinnern

    Antworten
  • Um der Falle der Selbstoptimierungsschleifen zu entgehen, lässt sich zuerst anerkennen, dass „Unsere überkomplexe, stressige Zeit [..] unser Gehirn in eine permanente Überforderung [versetzt]“. Mit der Optimierung verändern wir diesen Umstand nicht, sondern nur den temporären Umgang mit den Stressoren. Wir sind dann optimiert überfordert; und die Überkomplexität zeigt kein Anzeichen dafür, wieder einfacher zu werden, soll aber bewältigt werden. Vielleicht wird die Ver-Antwort-ung optimiert erträglicher weil souveräner, richtiger oder falscher allerdings auch nicht.

    Die Selbstfürsorge über Routinen, also Definition und Vereinfachung, ist Gegenpol statt Instrument, nämlich der der Sicherheit im Gegensatz zu dem der Freiheit (von der Erklärbarkeit oder auch Steuerbarkeit). Wir dürfen im Falle von Stress und Überforderung anerkennen, dass beide da sind und auch, dass wir dem nichts anderes entgegen setzen können als uns dem Gegenpol zuzuwenden. Wir tun das sowieso jeden Tag, es scheint mir nur so, dass das schambehaftet ist; Nicht-Mithalten-Können ließe sich als standhaft sein ansehen, nur: Fort-Schritt ist das Gebot, immer weg von Jetzt und Hier. Denn Goethes Faust ist in unserer Kultur fest verinnerlicht:„Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehn!“

    Wenn wir uns nicht das Sein im Jetzt bewusst machen, woraus und wohin wollen wir werden?

    Antworten

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