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Serendipität – oder: Es ist kein Zufall, wenn der Zufall für Sie zum Erfolgsfaktor wird …

Oft fürchten wir ja Zufälle, das Unerwartete. Gerade in Zeiten der Unsicherheit können sie uns Angst machen. Betrachten wir unsere Geschichte als Menschheit, dann haben wir eigentlich immer schon versucht, den Zufall aus unserer Welt zu verbannen. Erst im religiösen Weltbild, durch Mythen (wie „Blitzschlag ist kein Zufall, sondern das ist Zeus, der zürnt“) – dann im wissenschaftlichen Weltbild der Moderne: Wenn wir rationale Methodik anwenden, so dachten wir, also Ursache und Wirkung erkennen und verstehen, ist kein Platz für den Zufall.

Aber wir können auch eine ganz andere Sicht auf den Zufall entwickeln – und genau dazu möchten wir hier anregen. Wir können lernen, wie wir unerwartete Ereignisse Sinn schaffend nutzen können anstatt daran zu verzweifeln. Gerade Führungskräfte können diese ganz besondere „Zufalls“-Kompetenz entwickeln: die Kraft, in Ungewissheiten gerade Chancen zu sehen und zu nutzen …

Zufall und Serendipität

Einige der erfolgreichsten Menschen sind, bewusst oder unbewusst, in der Lage, den Zufall aktiv für ihre Ziele zu nutzen. Was machen diese Menschen anders? Sie nutzen einen Effekt, der als Serendipität bezeichnet wird, also das Stolpern über eine Sache, nach der man nicht gesucht hat – die aber eine unerwartete Chance sein kann.

Wie können Sie selbst diese Serendipität für Ihren Erfolg oder – viel besser – für Ihr Glück nutzen? 

Die Antwort auf diese Fragen lieferte der französische Wissenschaftler Louis Pasteur schon im 19. Jahrhundert: „Der Zufall trifft nur den vorbereiteten Geist“. 

Denn es geht bei Serendipität nicht um Glück als „blinden positiven Zufall“ – wesentlich ist eine Haltung, die aktiv positive Zufälle begünstigt und in diesen Chancen erkennt.

Chronos und Kairos

Wie können Sie sich eine solche Haltung vorstellen? Hierzu hat uns ein Hörer unseres Podcast einen spannenden Gedanken gesendet, den wir gern mit Ihnen teilen möchten: 

„Ich habe seit einigen Jahren das Bild der griechischen Götter der Zeit im Kopf – Chronos und Kairos. [… Ich habe] viele Gelegenheiten in meinem Leben entdeckt, bei denen ich Kairos begegnet bin und seinen Zopf nicht ergriffen habe. Ich habe das Gefühl, dass in letzter Zeit meine Trefferquote höher geworden ist – ich greife den Zopf beherzter und habe damit mehr ,Impact’ in meinem Umfeld. Um das zu trainieren, helfen mir externe Impulse wie z.B. Ihr Podcast, um andere Zöpfe zu identifizieren.“ 

Dieses Bild von „Chronos“ als Sinnbild für den Ablauf der Zeit im Vergleich zu „Kairos“ als Begriff für den günstigen Zeitpunkt oder die Gelegenheit ist wirklich sehr prägnant. Herzlichen Dank dafür! 

Es bringt auf den Punkt, was wir in unserem Podcast über den „Erfolgsfaktor Zufall mit Christian Busch, Professor an der New York University, besprochen haben: 

Es geht um eine wesentliche Kompetenz, die wir alle entwickeln können: der Kompetenz, wie wir Zufälle positiv schaffen, gestalten und nutzen können. Aber wie geht das?

Der Zufall begünstigt den vorbereiteten Geist – dieser einfache Satz trifft tatsächlich den Kern.

Denn entscheidend für die „Zufallskompetenz“ ist eine innere Haltung, die positive Zufälle begünstigt und Serendipität möglicher macht. Die Realität von Kairos – die Möglichkeit für uns günstige Gelegenheiten – anzuerkennen.

Ihre Zufalls-Kompetenz 

Die Frage ist also: Schaue ich auf die Welt mit der Haltung „das Glas ist halbleer“ oder „das Glas ist halbvoll“? Habe ich die Grundhaltung „ich bin ein Pechvogel“ oder „ich bin ein Glückspilz“? Bin ich genervt von den vielen To Do’s am Tag oder bin ich dankbar für die Herausforderungen? In die „Führungs“-Sprache gefasst, heisst das: Gehen wir mit einem „Mindset des Mangels“ durch die Welt und sehen zuerst Gefahren, Risiken und Defizite – oder mit einem „Mindset der Fülle“?

Ein solch positives Mindset, eine Haltung der Fülle, ist uns nicht in die Wiege gelegt. Im Gegenteil: Unser Urgehirn funktioniert nach der Devise „better safe than sorry“ – genau diese Grundhaltung hat uns in Urzeiten von Mammuts und Säbelzahntigern das Überleben gesichert. Das ist unsere zutiefst menschliche, angeborene Haltung. Wir sind quasi darauf getrimmt, das Negative zu sehen – wenn wir nicht bewusst dagegen arbeiten.

Und genau das fordert die Zufallskompetenz von uns: Uns bewusst aus unserem Urzustand heraus zu entwickeln. Wir wählen bewusst unsere Einstellung, mit der wir durch den Tag gehen, genau so wie wir unsere Kleidung bewusst auswählen. Und so nehmen wir bewusst eine andere Grundhaltung an, wählen das Mindset der Fülle.

Wählen wir diese Einstellung, dann sehen wir Chancen und Möglichkeiten. Das ist der Möglichkeitssinn mit dem Blick auf Fülle. 

Und das ist der Grund, warum viele der erfolgreichsten Menschen in der Lage sind, den Zufall aktiv für ihre Ziele zu nutzen können: Sie wählen eine Haltung, die für mehr Fülle sorgt, die aufmerksamer für die positiven Gelegenheiten ist (und nicht vor lauter Negativität das Gute übersieht).

„Wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft“, nennt das Seneca.

Bei der bewusst gewählten Haltung und dem bewussten Verhalten wird eines ganz klar: Bei Zufallskompetenz geht es eben nicht um „blindes Glück“ (wie beispielsweise in eine gute Familie hineingeboren zu werden). Es geht um das „aktive Glück“, den Erfolgsfaktor Zufall, der das Leben sinnstiftend machen kann und das Unerwartete von einer potenziellen Bedrohung in eine Quelle von Möglichkeiten verwandelt. Und dieses aktive Glück hat jeder von uns in der eigenen Hand. 

Ihre
Anke Houben & Kai Dierke

Übrigens: Christian Busch empfiehlt, bewusst Verbindungen von Mensch zu Mensch zu schaffen. Also in dem Miteinander auch im beruflichen Umfeld keine künstlichen Hürden aufzubauen und sich selbst nicht auf ein vermeintlich perfektes professionelles Bild zu verengen. „Serendipitätshaken anbieten“ nennt er das. Wenn Sie Lust haben, tiefer in diese Ideen einzutauchen und erfahren möchten, wie Sie diese „Serendipitätshaken“ auswerfen können, hören Sie doch mal rein in unseren Dialog mit Christian Busch über den „Erfolgsfaktor Zufall“

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