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DierkeHouben Insights

Was hat Führungsverantwortung mit Antworten zu tun?

Sie als Führungskraft stehen jeden Tag vor einer Unmenge an Fragen. Das ist nicht neu, das sind Sie gewohnt. Was aber gewachsen ist, ist nicht nur die Zahl der Antwortoptionen, zwischen denen Sie sich entscheiden müssen. In den letzten Monaten und Jahren ist vor allem auch der Druck auf Sie gewachsen, schnell Antworten zu geben. Denn in Zeiten der Unsicherheit und Krise reagieren Menschen mit einem Mechanismus, den die Psychologen als Authority Bias bezeichnen: Wo sie selbst nicht weiterwissen, wenden sie sich Autoritäten wie Ihnen zu – damit Sie ihnen die richtigen Antworten geben. Jetzt. Sofort. Antworten ist ja schließlich Ihre Aufgabe als Führungskraft. 

Aber ist das wirklich so?

Führungsverantwortung: Erster Anschein

Auf den ersten Blick scheint Antworten zu geben tatsächlich die elementare Aufgabe von Führung zu sein. Allein, wenn Sie auf die Sprache schauen: Führen heißt, „Ver-Antworten“ – der Wortbedeutung nach also „zu Ende antworten“. Die gleiche Wortbedeutung finden Sie auch im Englischen: Responsibility verweist auf „Response“, die Antwort. 

Und scheinbar folgerichtig konzentrieren sich die meisten Führungskräfte in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft voll und ganz darauf, auf die drängenden Probleme der Gegenwart schnell eine angemessene Antwort zu finden. Und das nicht nur auf die rein operativen Fragen, sondern immer, auf jede Art von Fragen. 

Sie glauben fest an den Antwort-Mythos.

Führungsverantwortung: Genauer betrachtet

Der Antwort-Mythos lässt uns glauben, dass stets schnell Antworten zu haben, ein Zeichen von Kompetenz ist. Fragen zu stellen dagegen schadet der Reputation, denn im Mythenglauben gilt das als ein Zeichen der Schwäche. Und dies ganz besonders in den obersten Führungsebenen von Unternehmen und Institutionen.

Warum sich gerade dort dieser Mythos so hartnäckig hält, hat zwei Gründe. Wir nennen sie: Management by bias und Management by impression und führen sie in unserem Buch „Die 7 Mythen der Führung“ im Detail aus.

Worauf wir Sie hier in diesem Blog aufmerksam machen wollen – dass Sie erst dann wirklich führen, wenn Sie sich vom Antwort-Mythos befreien. Wenn Sie eben nicht immer auf jede Frage eine Antwort haben, die jede Diskussion beendet. Wenn Sie Ihre Führungskräfte ermutigen, Fragen zu stellen, statt von ihnen stets Antworten zu verlangen.

Führungsverantwortung zum Erfolg

Gute Fragen sind das entscheidende Instrument des Erfolgs, gerade in einer Welt, die keiner mehr vollkommen versteht – und die sich noch dazu rapide verändert. 

Die Belege dafür hat Jim Collins bereits vor über 20 Jahren in seiner Langzeitstudie „Good to Great“ erbracht. Er verglich ähnliche Paare von Unternehmen aus unterschiedlichen Industrien miteinander. Es ging ihm darum herauszufinden, was die besonders erfolgreichen „Great Companies“ von jenen unterscheidet, die im selben Zeitraum in derselben Industrie zurückfielen. 

Sein Befund ist eindeutig: Leading from good to great does not mean coming up with the answers and then motivating everyone to follow your messianic vision. It means having the humility to grasp the fact that you do not yet understand enough to have the answers and then to ask the questions that will lead to the best possible insights. 

Führungsverantwortung: Die Question-Answer-Ratio

Herausragende Management-Teams, das zeigt auch unsere Erfahrung, zeichnen sich aus durch eine hohe „Question-Answer-Ratio“ – sie stellen mehr Fragen, als dass sie Antworten geben. Damit geben sie sich und ihren Unternehmen die Chance, sich von alten Denkmustern zu lösen und neue Perspektiven auf die Probleme und ihre Lösungen zu entwickeln. 

Denn echte Führungsverantwortung hat mindestens so viel mit Fragen zu tun wie mit Antworten.

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