Souveräne Führung - DierkeHouben
DierkeHouben Insights

Souveräne Führung: Von der Reaktion in die Aktion

Wir erleben es immer wieder: Scheinbar hochrationale Manager, die sich selbst keine Emotionen erlauben, weder nach innen und schon gar nicht nach außen, sind Getriebene ihrer Ängste. 

Ihnen selbst ist das oft gar nicht bewusst, denn sie haben gelernt, ihre Ängste zu unterdrücken oder zu negieren. Mit fatalem Ergebnis in Situationen, in denen es auf souveräne Führung besonders ankommt.

Unbewusste Ängste vs. souveräne Führung

In Stresssituationen rutschen sie in unkontrollierbare Reaktionen ab. Sie agieren nicht, sie reagieren im Autopiloten. Von souveräner Führung kann keine Rede mehr sein. 

Unsere Zeit ist mehr denn je dazu angetan, Ängste zu schüren – auch bei Führungskräften. Auf der anderen Seite tut genau in diesem Zeiten souveräne Führung mehr Not denn je.

Der erste Schritt raus aus der angstgetriebenen Reaktion hinein in die Aktion ist, dass Sie sich bewusst Distanz zu Ihren Ängsten verschaffen. Nach dem Motto: „Ah, da kommt sie wieder, meine Angst“ statt „Ich bin ängstlich“. So erkennen Sie Ihre Angst als Ihre an – aber Sie SIND nicht mehr Ihre Angst. Sie können lernen, mit ihr umzugehen. 

Wer das in unseren Augen auf mustergültige Weise vorgemacht hat, ist eine ehemalige First Lady. 

Feeling like a fake

USA 2008: Präsidentschaftsvorwahlen. Michelle Obama tritt einen Reisemarathon an. durch die einzelnen Bundesstaaten an, um ihren Mann in seinem Kampf um Delegiertenstimmen aktiv zu unterstützen. Eine Reise nach Iowa steht bevor. 

Diese Reise ist für sie ein große Herausforderung, denn sie leidet unter dem „Impostor Syndrome“, dem „Hochstapler-Syndrom“. „Feeling like a fake“ ist die Angst, die dieses Syndrom am besten beschreibt. Die Betroffenen zweifeln an ihren Fähigkeiten, Talenten oder Leistungen, sie sind in ihrem Inneren davon überzeugt, nicht zu verdienen, was sie erreicht haben. Und verspüren eine tiefsitzende Angst, als unwürdig, anmaßend und unfähig – als Hochstapler – entlarvt zu werden. Die Reise nach Iowa lässt diese Angst bei Michelle Obama besonders stark aufflammen. Denn „Iowa ist weiß“. 

Absolute Verunsicherung

Die Bevölkerung dieses Staates war damals zu über 90 Prozent von weißer Hautfarbe. Obama hat keine Ahnung, was sie auf ihrer Reise dort erwartet. Entsprechend groß sind ihre Ängste. Sie ist absolut verunsichert. 

Später berichtet sie, wie ihr innerer Dialog und ihre Zweifel an ihr nagen: Würde sie als Frau mit dunkler Hautfarbe überhaupt anerkannt? Würden die Menschen in Iowa sie (und ihren Mann) als Kandidaten für die Führung des Landes akzeptieren? Oder würde sie auf offene Ablehnung stoßen? Sie fühlt sich angreifbar. Sie hat Angst davor, verletzt zu werden. Die Situation ist Wasser auf die Mühlen ihres Angst-Syndroms. 

Sie hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, alle schwierigen Auftritte – in Iowa und darüber hinaus – abzusagen, um sich emotional zu schützen. Doch sie entscheidet sich bewusst für einen anderen Weg. 

Direkte Begegnung

Sie gestaltet ihre Reise so, dass sie die Menschen in Iowa persönlich kennenlernt. 

Sie besucht jeden Delegierten in Iowa zu Hause, geht in deren Wohnzimmer und stellt sich ihnen vor. Sie erzählt ihre Geschichte: wie sie ohne Geld oder Privilegien in der South Side von Chicago aufwächst, von ihrer Mutter, der Hausfrau, von ihrem Vater, dem Angestellten der Stadt. Und sie lässt die Delegierten ihre Geschichte erzählen. 

Sie verwandelt anonyme Menschen in konkrete Personen mit all ihren Eigenheiten, Vorlieben, Stärken und Schwächen. Und erlebt, dass diese Menschen bis auf die Hautfarbe genauso sind wie sie: interessiert, freundlich, besorgt um ihre Zukunft. Sie sind „normal“. 

Michelle Obama hat es geschafft, ihren Ängsten auf Augenhöhe zu begegnen, anstatt sich von ihnen steuern zu lassen. 

Wenn Sie bereit sind, Ihren Ängsten zu begegnen, dann lernen Sie, damit umzugehen – und machen sich selbst den Weg frei für Ihre souveräne Führung.

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