Antonio Damasio, einer der Begründer der Neurowissenschaften, hat es einmal sehr schön auf den Punkt gebracht: Menschen seien not thinking machines, but feeling machines that think.
Feeling machines that think – and manage
Gefühle oder Empfindungen sind keine Eindringlinge im Reich der Vernunft, sondern sie sind untrennbar in deren Netze eingeflochten. Kein Mensch ist Herr über seine Gefühle. Das menschliche Denksystem ist nichts als eine Erweiterung des Gefühlssystems – so hat es sich entwickelt.
Und Manager sind auch nur Menschen.
Gefühle steuern Verhalten – und Führung
Das (Trug-)Bild jedoch, dass Manager von sich selbst haben, ist, dass ihr eigenes Denksystem unabhängig von ihren Emotionen funktioniert. Manche unterdrücken ihre Emotionen so weit, dass sie von sich selbst glauben, keine zu haben. Nur geben sie ihren Emotionen damit ungeahnte Macht.
Doch auch Manager müssen anerkennen, dass sie ihre Gefühle nicht am Entstehen hindern können. Und dass ihre Emotionen weit mehr Einfluss auf ihre Ratio haben als umgekehrt. Und wenn Sie als Manager an dem Trugbild festhalten, Sie seien eine Denkmaschine ohne Emotionen, machen Sie sich nicht nur der vorsätzlichen Selbsttäuschung schuldig.
Indem Sie Ihre Gefühle quasi abspalten, machen Sie es sich selbst unmöglich, Ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen, gezielt zu managen und als wertvolle zusätzliche Ressource für sich und andere zu nutzen. Das ist nicht nur Selbstbetrug – das ist Selbstschädigung.
Emotionen bestimmen im Zusammenspiel mit der Kognition, der Wahrnehmung, das Verhalten.
Gefühle entstehen aus „Nature“ – und „Nurture“
Die charakteristischen Muster der eigenen Emotionen, des Denkens und des Verhaltens prägen die Persönlichkeit. Diese Muster sind Resultat einer Wechselwirkung zwischen „Nature“ und „Nurture“ – zwischen dem, was Ihnen biologisch als spezifische Anlagen mit auf den Weg gegeben wurde, und dem, wie Sie in Ihrer Entwicklung seit frühester Kindheit mit Ihrer Umwelt in Beziehung getreten sind.
Um Ihrem eigenen „Nurture“ auf die Spur zu kommen, brauchen Sie kein Psychologiestudium. Schon eine bestechend einfache Intervention liefert Ihnen viele Anhaltspunkte. Wir wenden diese Methode gerne an, wenn wir mit Management-Teams arbeiten. Denn allein die Vorankündigung sorgt meist für irritierte Erheiterung: „Wir wissen: Sie lieben es, zu malen – Sie haben genau 15 Minuten Zeit!“
Gefühle können Sie wahrnehmen – und nutzen
Wir lassen die Teammitglieder ein Selbstporträt zeichnen, entlang einer Reihe vorgegebener Dimensionen. Eine davon lautet: „Vergangenheit“.
Mit größter Akribie werden prägende Erfahrungen aus der Kindheit auf Papier gebracht – und sorgen bei allen, inklusive des Teilnehmers selbst, für Momente überraschender Klarheit. Durch die gemeinsame Reflexion wird allen Teammitgliedern klar, in welcher Weise frühe Kindheitserfahrungen ihre Emotionen und ihr Verhalten noch heute prägen – und was das für ihre Wirksamkeit als Führungskraft bedeutet.
Die ermutigende Folgerung aus unserer Erfahrung: Sie müssen als Führungskraft keine Psychoanalyse durchlaufen, um Zugang zu Ihren Emotionen zu erhalten. Indem Sie Ihre Emotionen bewusst wahrnehmen, können Sie mit sich selbst besser in Verbindung treten und herausfinden, was Sie mögen oder nicht mögen, was Sie wollen und was Sie nicht wollen – und welche Entscheidung Sie wirklich treffen wollen.
Denn Ihre Emotionen sind elementar an jenem schnellen kognitiven Prozess beteiligt, mit dem Menschen zu einer „richtigen“ Lösung gelangen, ohne sich aller einzelnen logischen Schritte bewusst zu sein: der Intuition. Und für Ihre wahrhaft souveräne Führung ist die Intuition ein zentrales Element.
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Buch „Die 7 Mythen der Führung“.